Michael Graefe: Desert Blues
Blue Man's Corner von Adrian Wolfen
Ist der Blues grenzenlos? Ist er eine musikalische Sprache wie Jazz, Rock oder Reggae, die Überall gesprochen, verstanden und gespielt wird? Michael Graefe aus Elmshorn würde auf ,Desert Blues' (Relax Records) nicht zur Bouzouki, zur sechs- und zur zwölfsaitigen Gitarre greifen, wenn er die Eingangsfrage nicht bejahen würde.
Dabei macht auch er deutlich, dass der Blues, diese eigentlich uramerikanische Musik, Überall auf der Welt natürlich auch eine ländertypische Sprachfärbung in sich aufnimmt. So stimmt Graefe zwar den ,Desert Blues' mit einigen Blues-Licks und leichten rhythmischen Schlägen an, lässt aber auf den Übrigen Stücken der CD den Blues weit hinter sich.
Natürlich kann er mit perfektem Fingerpicking auch einen Rag spielen, um gleich, danach den ,Crazy Waltz' zu zupfen - allesamt Stücke, die sein profundes gitarristisches und kompositorisches Können demonstrieren, dem Blues oder Rag aber nur im Gebrauch musikalischer Formeln nahe kommt. Graefe kann viel, selbst zu klassischer Form auflaufen, dann mit Wohlklang eine ,Spanish Caravan' oder den ,Bermuda Triangle Exit" beschwören.
Und vielleicht ist das, meine Frage, ein typisch deutscher Umgang mit dem Blues, ihn wie viele andere Stile der Welt einfach so, als musikalische Formel, zu spielen? - ohne ihn gleich leben zu müssen.
