Gitarrenbau
Von 1981 bis 2004 habe ich mich als Hobby-Gitarrenbauer betätigt. Während dieser Zeit sind insgesamt zehn Gitarren entstanden. Davon waren fünf 6-saitige, vier 12-saitige Westerngitarren und eine Konzertgitarre.Ich bin kein gelernter Gitarrenbauer, habe aber während meiner Ausbildung (Metallhandwerk) gelernt mit Werkzeugen umzugehen und auf 1/10tel Millimeter genau zu arbeiten.
An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei dem Hamburger Gitarrenbauer Michael Wichmann bedanken, der mir mit seinen Tipps immer hilfreich zur Seite stand, wenn ich mal nicht weiter wusste.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es Spaß macht mit Holz zu arbeiten und dass es möglich ist als Hobby-Gitarrenbauer funktionierende und ganz ordentlich klingende Instrumente zu bauen. Man sollte sich aber im Klaren darüber sein, dass man nie den Qualitätsstandard eines professionellen Gitarrenbauers erreichen wird!
Von meinen zehn Gitarren waren immerhin drei so gut, dass ich sie bei meiner ersten und zweiten CD mitbenutzt habe.
Die anderen Gitarren dienten eher der "Erfahrungssammlung".
Wer glaubt kostengünstiger zu einer guten Gitarre zu kommen ist im Irrtum, da man einige teure Spezialwerkzeuge benötigt um zu guten Ergebnissen zu kommen (Biegeeisen, Messuhr, Stanley Hobel, Oberfräse, Bandsäge, Schraubzwingen uvm.) Außerdem benötigt man diverse Schablonen und mindestens eine Bauform. Diese kann man natürlich auch selbst herstellen aber auch dafür braucht man Zeit.
Besonderes Interesse hatte ich immer an den 12-Saitern da hier am häufigsten Probleme auftauchen, insbesondere mit der Statik.
Ich habe hier mal ein paar Erfahrungen mit Fotos aufgelistet für alle die es interessiert.
Der Hals und der Halsansatz:
ich habe bei allen Gitarren gesperrte Hälse verwendet. Bei den 6-Saitern aus Cedro mit einem Mahagoniefurnier in der Mitte und bei den 12-Saitern Mahagoni mit einem Palisanderfurnier in der Mitte. Alle Westerngitarren sind mit einem verstellbaren Metallstab versehen. Während ich anfangs noch den Hals mit einer Schwalbenschwanzverbindung eingeleimt habe, bin ich nach der dritten Gitarre auf die Spanische Halsverbindung umgestiegen.
Meine letzte 12 saitige Gitarre mit dieser Verbindung ist jetzt 20 Jahre alt hat immer noch einen geraden Hals und keinen Knick am Hals-Korpus übergang(!). Das Problem ist der Steg...
Allerdings ist der sehr stabile Spanische Halsansatz nicht reparaturfreundlich. Was das angeht ist wohl eine geschraubte Verbindung die beste Lösung.
Fertig gesperrter Hals mit abgesägtem Kopf
Angesetzter Kopf mit Schrauben zum Festleimen fixiert
Festleimen
Mit Funier und Mechaniklöcher für Fensterkopf
Frässschablone für Fensterkopf
Fertig
Halsfuß
Nut für Zarge sägen (Spanischer Halsansatz)
Eingesetzter Hals
Die Decke
Dies ist das schwierigste Thema für einen Hobbybauer ohne praktische Erfahrung.
Um auf der sicheren Seite zu sein habe ich bei der Bebalkung das Standardmodell eines großen amerikanischen Herstellers kopiert.
Bei den 12-Saitern habe ich die Balken etwas stärker gemacht. Bei meiner letzten 6-saitigen habe ich ein scalloped braching ausprobiert, mit dem Ergebnis, dass das Instrument schneller anspricht.
Decke mit scalloped braching
Und genau hier ist der Hobbybauer am Limit.
Ein professioneller Gitarrenbauer weiß und hört allein aufgrund seiner Erfahrung wann und wo die einzelnen Balken die optimale Stärke haben.
Teilweise wird auch mit vorgespannten und leicht gewölbten Decken gearbeitet.
Ab und zu wird behauptet, dass Holz grundsätzlich eine Eigenresonanz beim Ton Fis habe und dass daran nichts zu ändern wäre. Ich glaube das nicht, da mir ein befreundeter Gitarrenbauer erklärt hat, dass er seine Decken stimmt. Natürlich beeinflussen auch die Korpusform und die Holzkombination von Boden und Zargen die Klangfarbe. Ein guter Gitarrenbauer kann auch aus preiswerten Hölzern eine sehr gut klingende Gitarre bauen.
Das Holz
Grundsätzlich ist für den Instrumentenbau nur natürlich getrocknetes Tonholz vom entsprechenden Fachhändler geeignet.
Für mein erstes Instrument hatte ich das gekaufte Holz direkt nach dem Kauf verbaut.
Nach 10 Jahren hatte das Instrument zwei Risse in der Decke, da das Klotzholz an der unteren Zarge geschrumpft war.
Außerdem wuchsen die Bünde aus den Seiten des Ebenholzgriffbrettes heraus, da auch das Griffbrett wohl doch noch nicht trocken genug war.
Grundsätzlich sollte in der Werkstatt die Luftfeuchtigkeit bei ca. 45% liegen und das gekaufte Holz darf gerne ein paar Jahre in dieser Werkstatt lagern bevor es verarbeitet wird!
Je härter und je dicker das Holz, desto länger die Trockenzeit. Nicht umsonst werben einige Gitarrenbauer damit nur lange abgelagertes Holz zu verwenden.(Teilweise über 30 Jahre gelagert!)
Probleme bei 12 Saitern
In den über 35 Jahren als Gitarrist habe ich insgesamt dreizehn 12-Saiter besessen.
Von meinen selbstgebauten ist bei der letzten noch verbliebenen nach 20 Jahren der Steg abgerissen.
Das häufigste Problem ist die Hals-Korpus Verbindung und Verwerfungen der Decke durch den hohen Saitenzug.
Bei normaler Tonhöhe ist der Saitenzug annähernd doppelt so hoch wie bei einer 6-Saitigen Gitarre!
Die Firma Levin hatte das durch eine kürzere Mensur (630mm) und durch Halsansatz im 12.Bund in den Griff bekommen.
Außerdem hatte der Hals bei den 12-Saitern zwei (!) Metallstäbe zum Justieren.
Leider war der Hals sehr dick und somit für picking relativ unbequem. Meines Wissens hat sonst nur die Firma Guild zwei Metallstäbe in die Hälse eingebaut.
Bei Martin gab es mal das Modell D35-12 mit kurzer Mensur und Halsansatz im 12.Bund. Die Decke hatte einen dritten Querbalken hinter dem Steg.
Zur Zeit besitze ich zwei 12-Saiter.
Eine McIlroy AC 10 und eine Taylor LKSM. Während Dermot McIlroy eine eigene Deckenbeleistung verwendet, um die statischen Probleme zu lösen ist bei Taylor der Hals geschraubt und kann leicht ausgetauscht werden falls es nötig sein sollte.
Beide Gitarren haben bisher keinerlei Probleme, lassen sich sehr leicht spielen und klingen super.
Die Taylor benutze ich mit 0.12er Saiten vier Halbtöne tiefer gestimmt und die McIlroy mit 0.10er Saiten zwei Halbtöne tiefer.
Mehr Bilder:
Umgebauter 500W Lötkolben als Biegeeisen. Temperaturregelung über Dimmer.
Abrichten der Bodenfuge
Zusammenleimen des Bodens
Abrichten des Bodens
Messen der Bodenstärke (hier 2mm)
Abrichten der Balken
Schablone für den Radius der Bodenbalken
Aufleimen der Bodenbalken mit Hilfe der Schablone
Modifizierte Oberfräse für kleinere Radien
Fräsen der Nut für Schallocheinlage
Schallocheinlage vorbereiten
Schalloch mit fertig eingeleimter Einlage
Frässchablone für Stegeinlage
Stegrohling mit Nut
Bohren der Löcher für Saiten
Fertiger Steg geschliffen und poliert
Abgerichtete und gebogene Zargen in der Bauform
Vorbereitung der Reifchen mit der Bandsäge
Festleimen der Reifchen
Aufleimen des Bodens
Abgeklebte Gitarre für Schellackpolitur
Griffbrett auf Maß fräsen
Griffbretteinlagen bohren und einleimen
Bundschlitze sägen
Griffbrett anpassen
Griffbrett aufleimen
Fertig